Die römischen Provinzen im heutigen Österreich

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Österreich erstreckt sich über Teile von drei ehemaligen römischen Provinzen. Zu Raetia et Vindelicia gehörten das heutige Vorarlberg als Siedlungsgebiet der keltischen Brigantii und das westliche Tirol, wo die Breuni wohnten. Die Grenze zwischen Raetien und dem keltischen regnum Noricum, ab ca. 50 n.Chr. der römischen Provinz Noricum, verlief von der Innmündung bei Passau flussaufwärts bis Kufstein und dann nach Süden, wobei das Südtiroler Pustertal noch zu Noricum gehörte. Der bayerische Chiemgau und die anderen von Saalach und Inn eingeschlossenen Gebiete gehörten zu Noricum, außerdem auch wahrscheinlich ein kleiner Streifen westlich des Inns. Die Südgrenze von Noricum entsprach ungefähr dem heutigen Grenzverlauf zwischen Österreich und Italien. Im Südosten gehörte der ehemals südsteirische, heute slowenische Raum um Celje (römisch: Celeia) und um Maribor noch zu Noricum. Die Ostgrenze von Noricum zur Provinz Pannonia (seit 106 n.Chr. Pannonia Superior = Oberpannonien) verlief entlang der hügeligen Ausläufer der Ostalpen, am ehesten ungefähr im Bereich der jetzigen Grenzen zwischen Ungarn und Österreich bis zur Buckligen Welt. Im Nordteil griff der Grenzverlauf dann weiter nach Westen aus und verlief über die östlichen Abhänge des Wienerwaldes bis zur Donau. Klosterneuburg dürfte den westlichsten Punkt von Pannonien gebildet haben. Das Wiener Becken und die weitgehend ebenen Gebiete donauabwärts und bis in den Raum um Wiener Neustadt waren pannonisch. Hier siedelten in vorrömischer Zeit die keltischen Boii. Das Burgenland, Wien und das heutige Viertel unter dem Wienerwald des Bundeslandes Niederösterreich lagen also in Pannonien, das Viertel ober dem Wienerwald, Oberösterreich südlich der Donau, Salzburg, Kärnten, Osttirol und die Steiermark gehörten zu Noricum.
Wien (Vindobona), die heutigen Landeshauptstädte Bregenz (Brigantium), Linz (Lentia), Salzburg (Iuvavum), St. Pölten (Cetium) und weitere wichtige Verwaltungsmittelpunkte wie Enns (Lauriacum), Leibnitz (Flavia Solva), Tulln (Comagenis), Villach (Santicum) und Wels (Ovilavis) stehen räumlich und teilweise auch funktional in direkter Nachfolge römischer Städte oder Militärlager.
Außerhalb des römischen Reiches lagen alle österreichischen Gebiete nördlich der Donau. Während das heutige Mühlviertel in Oberösterreich und das niederösterreichische Waldviertel westlich des Kamptals in der Antike kaum besiedelt gewesen sein dürften, waren die flacheren und wenig bewaldeten Gegenden östlich davon, vor allem der March-Thaya-Raum ab dem 1. Jh. n.Chr. vom germanischen Stamm der Markomannen relativ dicht besiedelt. Ein gewisser Sicherheitsstreifen nördlich der Donau unterlag allerdings römischer Kontrolle. Außerdem lagen in diesem Gebiet kurzfristig, während verschiedener Feldzüge benützte Truppenlager und Stützpunkte römischer Händler.

Aus Gründen des sinnvollen Zusammenhangs wurden die flächenmäßig kleinen Anteile Österreichs an Raetien von Deutschland aus bearbeitet, der vergleichsweise geringe bayerische Anteil an Noricum hingegen von österreichischen Projektmitarbeitern. Dadurch können beide Provinzen ganzheitlich dargestellt werden. Der Benützer der Homepage wird gebeten, dies bei der Suche nach Informationen zu berücksichtigen. Für den österreichischen Anteil an Pannonien, hier als Nordwestpannonien bezeichnet, zu dem immerhin mit der damaligen Provinzhauptstadt Carnuntum und der heutigen Bundeshauptstadt Wien (Vindobona) zwei wichtige Städte und Legionslager gehörten, wurden eigene Artikel erarbeitet. Trotzdem empfiehlt es sich, für umfassende und verallgemeinernde Informationen zu Pannonien die Artikel der ungarischen Kollegen heranzuziehen. Der Raum nördlich der Donau, die Germania magna, oder – wie auch oft gesagt wird – das Barbaricum, wurden auch für den österreichischen Anteil von slowakischen Wissenschaftern betreut, um die markomannisch-quadischen Beziehungen zum Imperium Romanum ganzheitlich darstellen zu können.