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Riegel, Vorort einer namentlich nicht bekannten civitas

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Gründung und Aufbau

Riegel war seit der Mitte des 1. Jh. n. Chr. Militärstandort. Nach dem Abzug der Soldaten dürfte die Civitas Anfang des 2. Jh. n. Chr. unter Kaiser Traian eingerichtet worden sein, wenn man den Baubeginn der Forumsbasilika zu Grunde legt. Ihr Name wurde nicht überliefert. Die weitere Entwicklung der Siedlung lässt sich aufgrund der wenigen bekannten Bauten nur schwer einschätzen.


Militärlager

Das ältere Lager II, dessen Größe man mit ca. 1,8 ha annimmt, wurde um die Mitte des 1. Jh. n. Chr. errichtet und um 69 wieder aufgegeben. Es folgte das 6-7 ha große Lager I, das bis ins späte 1. Jh. n. Chr. besetzt blieb. Ein zugehöriges Lagerdorf lag nördlich und südlich des Kastells an den Ausfallstraßen. Ein weiteres Grabenstück im Norden gehörte zu Lager II bzw. einem dritten Kastell.

Übersichtsplan zu den Kastellen


Stadtanlage

Aufgrund der Fundstellen lässt sich die Größe der Siedlung auf ca. 27 ha berechnen. Das Straßennetz dürfte die ältere Wegeführung des Kastells beibehalten haben. Dadurch konnte kein regelmäßiges rechtwinkliges Straßennetz entstehen. Innerhalb des ehemaligen Kastells entstanden wurde eine Einteilung in 21 Gebäudeblocks rekonstruiert.

Stadtplan des römischen Riegel mit Ergänzung und Straßennetz


Öffentliche Gebäude und Funktionsbauten

Die zu ihrer Längsachse symmetrisch angelegte dreischiffige Basilika verfügte über seitliche Flügel mit mehreren Räumen. Sie wurde teilweise ausgegraben, ihre ursprüngliche Länge betrug ca. 75 m. Der im frühen 2. Jh. n. Chr. errichtete Bau wurde um 180 abgerissen unb mit nahezu identischem Grundriss wieder aufgebaut. Grund für diese Maßnahme dürften Baumängel gewesen sein. Das sich anschließende Forum wird aufgrund der Straßenführung abgewinkelt über zwei Gebäudeblocks rekonstruiert.

Schematischer Grundriss der Forumsbasilika mit Ergänzungen
Rekonstruktion der Basilika mit hypothetisch ergänztem Forumsbereich
Rekonstruktion des Innenraums der Basilika

Das in den Boden eingetiefte Mithräum (9,9 x 7 m) besaß eine Vorraum sowie einen Hauptraum mit Mittelgang, seitlichen Podien und einer Apsis für das Kultbild. Es datiert von der Mitte des 2. bis ins 3. Jh. n. Chr. Aufgrund von Funden ist noch ein Tempelbezirk im Westen der Siedlung zu vermuten.

Grundriss des Mithräums


Wohnbebauung

Wohnbauten wurden insbesondere im Norden der Siedlung (Fronhofbuck) untersucht. Dort setzte die Besiedlung gegen Ende des 1. Jh. n. Chr. ein. Steinbauten sind ab der Mitte des 2. Jh. n. Chr. nachweisbar, wobei die Parzellengrenzen über die gesamte Siedlungsdauer beibehalten wurden. Die Streifenhäuser waren bis zu 10 m breit und 20-28 m lang.

Streifenhausbebauung im Nordwesten der Siedlung mit Holz- und Steinbauphasen.

Außerhalb der Hauptstraßen konnte keine Steinbebauung nachgewiesen werden. Töpfereien lagen an verschiedenen Stellen innerhalb der Siedlung, so im Norden und im ehemaligen Kastell.


Sichtbare Reste
Die konservierten Grundmauern des Mithräums können besichtigt werden.

Museum
Funde aus Riegel sind im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe und im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Freiburg ausgestellt.

Thomas Schmidts


Literatur (Auswahl)

A. Bräuning/Ch. Dreier/J. Klug-Treppe, Riegel-Römerstadt am Kaiserstuhl. Das neue Bild von einem alten Fundplatz. Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 49 (Freiburg 2004).

Ch. Dreier, Römisches Militär in Riegel im 1. Jahrhundert n. Chr. In: Regio Archaeologica. Archäologie und Geschichte an Ober- und Hochrhein. Festschrift für Gerhard Fingerlin. Studia Honorea 18 (Rahden/Westf. 2002) 27-39.

Christian Dreier, Ein zentrales öffentliches Gebäude der römischen Siedlung von Riegel a.K., Kreis Emmendingen. Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1997, 117 - 120.

Ch. Dreier, „Leuchttürme“ der Romanisierung. Archäologie in Deutschland 2005/4, 26-31.

G. Fingerlin/B. Cämmerer in: Die Römer in Baden-Württemberg (Stuttgart3 1986) 504-508.

H. Steger, *Regula/Riegel am Kaiserstuhl - Helvetum? Ein römischer Rechts- und Verwaltungsbezirk in der römisch-germanischen Kontaktzone am Oberrhein: die Kontinuität seiner Bezeichnung in einem Ortsnamen und ein verschollener Siedlungsname. In: Römer und Alamannen im Breisgau. Freiburger Studien zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland (Sigmaringen 1994) 233-361.


Berichte zu Ausgrabungen in Riegel:
Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1986, 86 – 89; 1991, 118-120; 1994, 107 – 114; 1996, 143- 147; 2000, 129-132; 2001, 118-122; 2003, 122-125; 2004, 153-158.