Der gallische Stamm der Lingonen siedelte in Burgund westlich der Saône. Durch Ausgrabungen ist eine keltische Siedlung als Vorläufer der römischen Stadt gesichert. Die Einrichtung der römischen Civitas erfolgte in augusteischer Zeit. Da Großbauten wenig bekannt sind, lässt sich die städtebauliche Entwicklung kaum abschätzen.
In Langres finden sich im Bereich des römischen Stadtgebietes zahlreiche
spätlatènezeitliche Fundstellen. Diese liegen nördlich und
südlich einer vermuteten Abschnittsbefestigung, die sich unterhalb der
mittelalterlichen Stadtmauer befinden soll. Hausbefunde sind bislang unbekannt.
Ein größerer Siedlungsausschnitt (Marché Couvert) mit Gruben
datiert ab 120/100 v. Chr.
Verteilung der latènezeitlichen Fundstellen
Aufgrund der Verteilung der römerzeitlichen Fundstellen kann eine Siedlungsfläche
in römischer Zeit von ca. 70 ha errechnet werden. Das Straßennetz
ist nur in Ansätzen erforscht. Eine Stadtmauer wurde erst in spätantiker
Zeit am Ende des 3. Jh. n. Chr. angelegt.
Rekonstruierter Stadtplan mit römischen
Befunden und vermutetem Straßennetz
Öffentliche Gebäude sind kaum bekannt. Das Zentrum der Siedlung wird unter Kathedrale Saint-Mammès vermutet. Eine massive Mauer, die auf einen Großbau schließen lässt, wurde in der Kirche St. Lévêque gefunden.
Östlich der Nord-Süd verlaufenden Hauptstraße wurde ein Komplex
mit einem großen Hof (B. 40 m) mit seitlich verlaufenden Raumreihen
ausgegraben. Bei diesem Bau dürfte es sich um ein Forum handeln, wobei
eine Deutung als Hauptforum eher unwahrscheinlich ist. Die Erbauung wird in
die erste Hälfte des 1. Jh. n. Chr. datiert. Direkt westlich schloss sich
ein Bau mit mächtigen Grundmauern an (ca. 20 x 12 m), der als Tempel interpretiert
wird.
Römische Gebäude am place des Etats-Unis
In die spätere Stadtmauer wurde ein Tor (Porte Romaine) mit zwei Durchgängen,
fünf Pilastern und einer Frieszone integriert. Seine Datierung gilt als
umstritten. Ein zweites Tor wurde im 19. Jh. n. Chr. abgerissen.
Ansicht der porte Romaine mit Rekonstruktionen
Unsere Kenntnis der Wohnbebauung beruht auf wenigen Bauten. Die Verteilung
der relativ zahlreichen Mosaike lässt auf einen gehobenen Wohnstil in
weiten Teilen der Siedlung schließen.
Verteilung der römischen Mosaike im
Stadtgebiet
Westlich der Kathedrale bestand die keltische Bebauung bis in spätaugusteische
Zeit, als bereits farbig verputze Wände in Gebrauch waren (Marché Couvert).
Etwa ab dem zweiten Jahrzehnt des 1. Jh. n. Chr. erfolgte eine Neubebauung des Areals,
von der sich steinerne Keller erhalten haben. Ab dem frühen 2. Jh. n. Chr. wurde
der Komplex zu einem großen Wohnhaus umgebaut. Dieses war mit Mosaiken
und Wandmalereien ausgestattet.
Grundriss der römischen Befunde (Marché Couvert,
place du Centenaire)
Südlich der öffentlichen Bauten am „place des États-Unis“ konnten getrennt durch eine Straße die Grundrisse mindestens zweier Wohnhäuser mit mehreren Räumen untersucht werden. Zur Baugeschichte ist wenig bekannt, ab dem späten 1. Jh. n. Chr. ist Wandmalerei nachgewiesen.
Eine Zuwasserleitung war aufgrund der relativ hohen Lage der Stadt schwierig. Die Versorgung erfolgte mittels Zisternen und Brunnen. Das Abwasser wurde über eine Kanalisation mit Abwassersammlern (place des États-Unis) entsorgt.
Sichtbare Reste
Als einziger antiker Baurest ist die Porte Noir erhalten.
Langres. Die Porte Noir.
Museum
Römische Funde sind im Musée de Langres ausgestellt.
Thomas Schmidts
E. Frézouls, Les villes antiques de la France. 2,1. Germanie Supérieure. 1. Besançon, Dijon, Langres, Mandeure. (Strasbourg 1988) 275-421.
M. Joly, Langres. Carte Archéologique de la Gaule, 52,2 (Paris 2001).
M. Joly, Langres, de la ville gauloise à la ville gallo-romaine. In: La naissance de la ville dans l'antiquité (Paris 2003) 227-238.
St. Lévêque, Le point sur l'urbanisme gallo-romain en Haute-Marne. Bulletin de la Société Archéologique Champenoise 85,1992, 333-341.